Palmboschen austragen am Sonntag vor Ostern, dem Palmsonntag

 

„Freue dich, Jerusalem! Dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilftden Menschen. Arm reitet er auf einem Esel", mit diesen Worten kündigtendie Propheten Jesus´ „Einzug in Jerusalem" an. Mit Palmzweigen wurde er von einer jubelnden Menschenmenge begrüßt und immer wieder riefen die Leute: „Hosianna!", was so viel heißt wie „Herr, hilf doch."

Palmetrage in Pfronten ist der Brauch, der jedes Jahr wieder an ebendiese Bibelgeschichte erinnert. Heil und Rettung soll in die Häuser getragen werden, symbolisiert durch einen selbstgebundenen Stra aus verschiedensten Zweigen, welcher Palmboschen oder einfachPalme genannt wird.

Die Vorbereitungen für´s Palmetrage werden bereits einige Tage nach demNuijohrschreie getroffen, wenn die Buben bei Nachbarn oder Bekanntennachfragen:„Derf ba huir an Palme bringa ?"

Gebunden werden d´ Palme von Buben ab einem Alter von etwa sechsJahren. Zusammen mit ihren Vätern oder Großvätern pflegen sie diesenBrauch so lange, bis sie die Schule abgeschlossen haben. Lange vor dem PaImsonntag, während mehrerer langer „Spaziergänge", werden dieentsprechenden fest vorgeschriebenen Zutaten für den Palmboschen gesammelt. So manchen Zweig muss man sogleich mit Wasser versorgen, damit dieser am Sonntag vor Ostern zum Blühen oder zum Austreibenkommt.

Seit jeher macht man einen Unterschied zwischen den Pfrontnern, diesüdlich der Vils wohnen, den Unterpfärrlern und den Pfrontnern, dienördlich der Vils wohnen, den Usserpfärrlern. In drUnterpfarr und drUsserpfarr findet man nicht zuletzt wegen der jeweiligen Landschaftslage und Sonneneinstrahlung eine unterschiedliche Vegetation vor.Demzufolge ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Palme derUsserpfärrler schon immer von den Palme derUnterpfärrler unterschieden haben - und auf diesen Unterschied wird bis heute größten Wert gelegt.

Das Palmboschenrezept derUsserpfarr, also den Ortsteilen Kappel,Rehbichel, Kreuzegg, Weißbach, Röfleuten, Halden, Ried, Berg undMeilingen schreibt vor, dass in die Mitte des Palme ein Kirschzweig oder einHälsablua (Kornelkirsche) gebunden wird. Um diesen Zweig werden in der Regel Weißdoos, Rotdoos, Eibedoos, Buacheloaba (Buchenlaub), Stechholder, Palmkätzchen und zum Teil Buchs undRiebeleharta (Erika) gebunden.

Sofern man in derUnterpfarr wohnt, d.h. in Steinach, Ösch, Dorfoder Heitlern wird ein gegabelter Haselnussstock in die Mitte desPalme gebunden, um den manWeißdoos, Eibedoos, Wacholderdoos, Palmkätzchen,Riebeleharta, Buacheloaba und so mancheiner auch Stechholder bindet.

Zuletzt werden die Palmboschen sowohl in derUnterpfarr als auch in der Usserpfarr mit zuvor längsgeteilten und in Wasser eingeweichtenSchlenggeruata (Schneeball) umwickelt.

Am Palmsonntag werden die mühevoll gebundenen Palmboschen zurKirche getragen, um sie dort vom Pfarrer weihen zu lassen und anschließend in den jeweiligen Häusern zu verteilen. Der Palme wird in den Herrgottswinkel gesteckt, in dem er ein Jahr verbleibt. So lange, bis der neue Boschen von einem Buben gebracht wird und der alte verbrannt werdenkann.

In früheren Zeiten bekam ein Bub für einen Palmboschen um die 1 bis 2DM. Heute sollten zwischen 10 und 15 Euro veranschlagt werden, je nachdem, wie groß der Palmboschen ist und auch eine kleine Süßigkeit kommtjedem Buben wohl gelegen.