Das „Neujahrsschreien" am Neujahrstag

 

S'Nuijohrschreie ist der einzige Brauch, an dem seit jeher Mädchen und Buben teilnehmen dürfen. Seit Hunderten von Jahrengibt es diesen Brauch, der für die Kinder bis heute ein zusätzlichesTaschengeld bedeutet.

Früher, als noch keine Straßenlaternen die dunklen Wege beleuchteten und als noch kein Winterdienst die verschneiten Straßen begehbar gemacht hat, da war s'Nuijohrschreie noch ein sehr hartesBrot. Trotz aller Widrigkeiten - geschrien werden durfte nur bis dieMittagsglocken läuteten. Andernfalls hätte man eine Sünde begangen. Um den Neujahrsgruß in so viele Häuser wie möglich bringenzu können, hieß es zwischen fünf und halb sechs aufstehen. Meist ohne Frühstück ist man raus in die Dunkelheit, gleich zum nächsten Nachbarn, der bereits schon im Stall gearbeitet hat.

Gelobt sei Jesus Christ. A guats Nuis Johr alle mitand! Dieser Spruch wurde so lange wiederholt, bis einen die Leute gehört haben. Wenn dann jemand kam, wurde der Spruch nochmals wiederholt, weil sich Freundlichkeit seit jeher ausgezahlt hat. Früher bekam man dann einen Apfel oder eine Dörrbirne, später gab esbereits ein bisschen Geld dazu. So zwischen zwei und drei Pfennig – das war damals sehr viel Geld. Und wenn man bei Nachbarnoder Verwandten fünf oder sogar zehn Pfennig bekam, so war manmächtig stolz darauf.

Auch wenn die Umstände heute lange nicht mehr so hart sind wiedamals und die Kinder auch lange nicht mehr so früh loslaufen, sokommen d'Nuijohrschreier auch heute noch halb erfroren um dieMittagszeit nach Hause, wo dann erst einmal der Verdienst gezähltwird, der die Strapazen des Vormittags wieder wettmacht.

Zum Nuijohrschreie gehen die Kinder, solange sie zur Schule gehenund die kleinen Kinder lernen es von den großen. Heute gibt manjedem Kind zwischen 50 Cent und zwei Euro in sein Säckchen undzum Andenken an die guten alten Zeiten ein Stück Schokoladeoder Obst.

Freuen Sie sich also auf den glückverheißenden Neujahrsgruß,auch wenn es durchaus recht früh am Morgen sein kann. Und denken Sie vielleicht daran, was es für ein Kind bedeutet, wenn es voreiner Haustür stehen muss, die verschlossen bleibt.