Die Heimatkundliche Sammlung
Hier sollte kein neues "Bauernhofmuseum" entstehen. Der Zweck der Ausstellung ist die Dokumentation von Gegenständen aus der "vorindustriellen" Zeit Pfrontens.
Öffnungszeiten:
Jeden Mittwoch: 09.30 - 11.30 Uhr
14.00 - 17.00 Uhr
An Feiertagen bleibt das Museum geschlossen.
Für Sonderführungen, die von den üblichen Öffnungszeiten abweichen, kann unter Tel. 08363-1283 (Herr Häckel) ein individueller Termin vereinbart werden.
Kurzführer
ERDGESCHOSS
1. Heimatstube
Die Stube, die immer in der Südost-Ecke des Hofes lag, war das Zentrum des Familienlebens. In Pfronten stand hier auch vielfach eine Drehbank, wo für die Metallindustrie Teile in Heimarbeit hergestellt wurden.
2. Küche aus den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts
3. Trophäensammlung
OBERGESCHOSS
1. Vordere Abteilung: Werkzeuge im Hof
Die wichtigste Erwerbsquelle war in Pfronten früher die Landwirtschaft. Daran erinnern u.a. ein hölzerner Rechen und ein kleiner Kübel mit langem Stil. Damit wurde die Jauche aus der Güllegrube in das "Bschüttfass“ geschöpft.
Trotz des ungünstigen Klimas spielte auch der Getreideanbau eine große Rolle. Als Maß für das Korn dienten die Metzengefäße, die rund 27 Liter fassten.
Neben der Landwirtschaft war eine wichtige Erwerbsquelle das Holz der Wälder. Die Stämme wurden mit Baumsägen gefällt und dem "Loacheisen" entrindet. Die in Sägmühlen geschnittenen Bretter fanden ihren Absatz als Floßbretter und waren das Ausgangsmaterial für die hiesigen Fassmacher, die Kübel zum Transport von Gips produzierten. Die "Dauben" (gebogene Bretter für die Wandung eines Fasses) wurden auf der Rauhbank seitlich schräg angehobelt und nach dem Zusammensetzen durch ein "Ziecheisen" untereinander in der Höhe ausgeglichen. Mit einem rundlichen Reißwerkzeug wurde schließlich die Nut angerissen, wo der Fassboden in die Dauben eingefügt werden konnte.
Die Pfrontener "Gipskübler" waren aber auch Schreiner (Tischler). Dazu benötigten sie u.a. verschiedene Profil- , Grund- und Gratleistenhobel, sowie Nut- und Federhobel. "Gratsägen" wurden zum Einsägen einer schrägen Vertiefung für Gratleisten verwendet. Bei einem hier ausgestellten Hobel hat ein Pfrontener "Mächler" am Hobelmesser ein Leder eingeklemmt, damit er sich bei der Arbeit nicht verletzen konnte.
Im Winter, wenn die Landwirtschaft weniger Zeit erforderte, verdiente man sich ein Zubrot mit der Herstellung von Schindeln. Holzblöcke wurden mit dem Schindelmesser zerkleinert und mit dem Schnitzmesser auf dem Schnitzstuhl in die entgültige Form gebracht.
Weitere Werkzeuge und Kleinteile, deren Verwendung zum Teil nicht mehr bekannt ist, sind rechts vom Durchgang zur mittleren Abteilung ausgestellt.
2. Mittlere Abteilung: Flachsverarbeitung
Noch bis zum Anfang dieses Jahrhunderts spielte in Pfronten der Anbau von Flachs und seine Weiterverarbeitung eine große Rolle. Zunächst wurde eine Bündel des getrockneten Flachses ruckartig durch das Riffeleisen gezogen, damit die Samenkapseln vom Pflanzenstiel sprangen. Die harten Stiele der Pflanze wurden dann auf der "Grammel" gebrochen. Anschließend legte man ein Flachsbündel über einen Schwingstock und befreite die Fasern mit der Schwinge (einer Art Holzschwert) von den Hülsenresten. Auf der Hechel kämmte man nun den Flachs gründlich durch. Es gibt grobe und feine Hecheln, letztere wurden verwendet, wenn man besonders feine und glatte Fasern für Nähfäden brauchte.
Geschwungener und gehechelter Flachs liegt, zu einem "Bund" zusammengedreht, unter dem Hechelbock. Im nächsten Arbeitsgang wurde ein Bund auf die Gabel am Spinnrad gesteckt und zu Garn versponnen. 100 g waren 1 Lot. 10 Lot nannte man ein "Rick", von denen einige im (zweckentfremdeten) Bienenkorb liegen. Zum Messen der Garnmenge auf der Haspel diente eine Garnuhr, wobei ein Teilstrich 1 Lot ergab. Aus grobem Garn stellte man mit dem Bändelwebstuhl Leinenbänder her, feines Garn wurde am Webstuhl zu Tuch verarbeitet. Gröbere Leinenballen finden sich im Schrank, daneben auch Hemdchen für Frauen aus feinem, mehrfach gebleichten Leinen.
3. Hintere Abteilung: Wohnung / Haushalt
Elektrische Geräte haben seit 50 Jahren die Arbeit im Haushalt revolutioniert. Die hier ausgestellten Gegenstände stammen meist aus der Zeit zuvor.
Nach dem Waschen der Kleider in einer handbetriebenen Waschmaschine übernahm die Wäschepresse "Frauenlob" das Auswringen der nassen Textilien. Dies konnte auch auf einer Kaltmangel mit zwei großen Holzrollen geschehen. Wieviele Knöpfe bei der mühsamen Arbeit hernach erneuert werden mussten? Zum Plätten dienten einfache Bügeleisen. Bei älteren Modellen wurde der Kern öfters gewechselt und auf dem Herd wieder erwärmt. Wäsche und Kleidung wurde früher viel öfters getragen und auf der Nähmaschine so lange geflickt, bis sie nicht mehr zu gebrauchen war.
Mit einem Krauthobel zog im Herbst der Krauthobler durchs Dorf und schnitt die Kohlköpfe zum Einlegen in feine Streifen.
In einer Gegend mit viel Milchwirtschaft war das Butterfass ein ganz wichtiger Gegenstand. Gegenüber steht eine Honigschleuder, die per Schnurzug in Bewegung gesetzt werden konnte, und eine Presse, deren genaue Verwendung nicht mehr bekannt ist. Korbflaschen dienten zur Aufbewahrung von Flüssigem, z.B. Most.
Eine Federzeichnung von Engelbert Geisenhof (1800 - 1891) zeigt die Ortsansicht von Pfronten um 1850. Besonders interessant ist die Abbildung von Harzsammlern ("Pechern") und "Vaßmachern", die gerade Schößlinge (junge Zweige) für die Fassreifen schneiden und einsammeln. Beide Tätigkeiten schadeten dem wertvollen Wald und deswegen war ihr Gewerbe in Pfronten sehr ungern gesehen.
Der hübsche Schrank in der linken Ecke stammt aus der Zeit um 1800 und diente lange Zeit als Sakristeischrank in der Kappeler Kirche. Die beiden Nachttischchen neben der Türe haben eine ganz besondere Funktion, die man sofort erkennt, wenn man den Deckel anhebt.