Die Suiter-Bildsäule
Bevor sich vor 1400 die einzelnen Ortsteile in Pfronten herausbildeten, griff die Vils bei der Vilsbrücke weiter nach Süden aus. (1) Deshalb wird das heutige Jagdhaus im Rieder Weidach noch heute zur Rieder Flur gerechnet.
Dagegen floss die Vils 300 Jahre danach nördlich nahe am Ortsteil Ried entlang. (2) 1701 hat der Fluss das Anwesen Ried 219 völlig weggerissen und das Nachbarhaus Ried 221 danach immer wieder beschädigt
3 Flussbett am 25. Augsut 1807 4 Flussbett am 1. September 1807
5 Flussbett am 16. September 1807 6 Flussbett heute
Weitere Hochwässer des 18. Jahrhunderts überschütteten östlich von Ried wertvolle Äcker mit Geröll und rissen tiefe Gräben. Viel Glück hatte der Schmied Johann Suiter, dessen Kohlstatt-Äcker im Bereich des Wiesenweges gerade noch vor Schäden verschont blieben. Man sagt, dass er zum Dank 1756 die Bildsäule aufstellen ließ.
1807 war ein besonders schlimmes Jahr mit gleich drei Hochwässern. Jedes Mal mussten Männer an der Vilsbrücke Wache halten, damit sie keinen Schaden nahm. Unterhalb der Brücke veränderte der Fluss dabei stark sein Bett. (3, 4, 5)
Erst später wurden nach und nach die Ufer der Vils auch hier durch Mauern befestigt und so muss sie ihren heutigen Verlauf nehmen. (6)
Ursprungsskizze vom Trigonometer Joh. Martin Hörmann 1807
Woher kommt der Name "Suiter-Bildsäule" ?
Der Familienname "Suiter" ist eine Ableitung der mittelhochdeutschen Bezeichnung
"Sutor" für Schuster. In alten Aufzeichnungen taucht der Name bereits um 1400 in
Pfronten auf. In den Steuerbüchern ab 1587 findet sich der Familienname "Suiter" nur in den Ortsteilen Meilingen und Steinach. Um 1600 waren das 5 Hausbesitzer in Steinach und einer in Meilingen in der Stoffelsmühle. Im Laufe der Jahrhunderte findet sich der Name dann in fast allen Pfrontener Ortsteilen.
1628 wird in Dorf dann ein Johann Suiter erwähnt, welcher ein größeres Anwesen,
wahrscheinlich Haus Nr. 381 am Weiher bewirtschaftete. Er war auch Wirt und Brauer.
Das Anwesen gelangte dann an seinen etwa 1629 geborenen Sohn Andreas.
Von ihm wissen wir, dass er im Fuhrmannsgeschäft tätig war. Er starb 1680 in der Nähe von Sulzberg auf der Heimreise.
1694 übernahm das Anwesen sein Sohn Ignaz Suiter bei der Hochzeit mit Barbara Babel. Sie waren die Eltern des Johann Suiter, welchen wir später als Schmied mit der Aufstellung der "Suiter-Stele" in Verbindung bringen.
Johann Suiter wurde am 22.10.1700 als viertes von 12 Kindern geboren. Durch das Fuhrunternehmen seiner Vorfahren kam er früh in Kontakt zu Pferden, was wohl seinen Lebensweg mitbestimmte. Der Schmied aus Pfronten-Ried, Michael Hannes war Trauzeuge seiner Eltern. Dieser Michael Hannes war der Großvater von Apollonia Hannes, welche später die Frau von Johann Suiter wurde.
Johann müssen wir uns als großen, kräftigen Mann vorstellen. Ob er bereits in der
Schmiede in Ried das Handwerk gelernt hat, lässt sich nicht feststellen.
Am 19.10.1726 heiratete er Apollonia Hannes * 27.01.1698 in Ried und übernahm die
Schmiede des Anwesens Haus Nr. 196, nördlich des Gasthofs "Goldenes Kreuz". Das Gebäude ist heute ein Geschäftshaus. An der Stelle der Schmiede steht die Apotheke zum Falkenstein.
Johann und Apollonia bekamen mindestens 10 Kinder, 6 Buben und 4 Mädchen. Die Lage der Schmiede bescherte ihm durchaus ein ansehnliches Vermögen. Darüber hinaus war er auch als Pferdearzt und Gutachter im Pferdehandel tätig. Angeblich war er in der Lage einem Pferd ein ausgekugeltes Gelenk wieder einzurenken, was auf seine gute körperliche Verfassung hindeutet.
Auf historischen Landkarten sehen wir, dass 5 Flurstücke links und rechts des Weges, an dem sich die "Suiter-Stele" befindet, zum Haus Nr. 196 gehörten. Auch ist dort erkennbar, dass die Vils zeitweise bis fast an die heutige Meilinger Straße heranreichte. Das Kreuz befindet sich genau an jenem Punkt, an dem sich 4 der Flurstücke berühren. Es sollte wohl ein Schutzsymbol gegen die Naturgewalten sein.
Johann Suiter ist am 14.12.1782 gestorben.
Der Hausname "Eisenschmied" für das Haus Nr. 196 hielt sich bis zum Ende des letzten Jahrhunderts.
Texte und Bilder: Gemeinde Pfronten und Heimatverein Pfronten