Dabei tauchen sie schon in den ältesten Pfrontener Urkunden auf. So war 1455 ein Hans Stapf dabei, als die Flurgrenze zwischen Wertach und Pfronten neu festgelegt wurde. 1497, bei
der Ausstattung des Kappeler Benefiziums mit Stiftungsgütern, erscheinen gleich drei Mitglieder der Sippe in den Dokumenten. Trotzdem haben sich die Stapf in Pfronten nicht so verbreitet wie die
Schneider, Babel oder Keller. Es waren immer nur drei, vier Familien, die den Namen in Pfronten weitergaben und nur im 18. Jahrhundert finden wir einmal fünf Familien.
Viele waren Landwirte, so z. B. die Stapf, die viele Jahrzehnte lang auf Hausnummer 312 (Bäckerweg 1, „beim Modeschneider“) zu Hause waren. Alle waren sie ehrbare Bauern, die zum Teil auch noch einem
Nebenerwerb nachgingen. Da findet man unter ihnen einen Schmied, einen Rosshändler, einen Bader und sogar einen Spielmann, der seinen Mitbürgern zum Tanz aufspielte.
Berühmt aber wurden die Stapf durch die Künstler, die aus der Familie hervorgingen und die von Adolf und Annemarie Schröppel erforscht wurden. Ihr Stammvater war Jakob Stapf (1596 – 1676), ein Bader,
der seinen Pfarrgenossen die Haare schnitt und sie zur Ader ließ. Auch zu seinem Sohn, dem „Chirurgen“ Nikolaus Stapf (1627 – 1708), gingen die Leute, wenn sie ein Wehwehchen hatten. Er ehelichte
1652 eine Elsa Schneider, durch die anscheinend das künstlerische Talent in die Familie kam.
Da ist zunächst der Sohn JOHANN GEORG STAPF (1652 – 1731), ein Maler, von dem bis jetzt keine Arbeiten gefunden werden konnten. Sein Bruder BONAVENTURA STAPF (1665 – 1747) dagegen wurde weit über die
Grenzen seines Heimatortes bekannt. Er hat unter anderem 1735 die Decke im Chorraum von St. Leonhart durch das Fresko „Der Hl. Leonhard als Befreier der Gefangenen“ ausgeziert. Johann Georg und
Bonaventura Stapf gehörten zur Oberschicht Pfrontens und deshalb konnte es sich letzterer leisten, seinen Sohn BARTHOLOMÄUS STAPF (1704 – 1766) akademisch ausbilden zu lassen. Von seiner Hand stammt
„Die Glorie des Hl. Koloman“ in der Öscher Kapelle. Bartholomäus lebte in Hausnummer 414 (Obweg 5, „beim Dürer“). Deshalb nannte man seinen Sohn FRANZ SALES STAPF (1743 - 1810) auch „Dürers Salese“.
Er blieb ledig, erhielt in Rom einen Preis der Akademie S. Luca und malte im späten 18. Jh. das Deckenfresko im Chor der Steinacher Kirche.
Das Stammhaus der Künstlerfamilie Stapf war Hausnummer 404 (Tiroler Straße 40), das man noch heute „beim Stapfer“ nennt. Dort lebte Michael Stapf, ein Sohn des oben erwähnten Baders und Chirurgen
Nikolaus Stapf. Michael war wohl nicht künstlerisch tätig, seine beiden Söhne aber wurden sehr erfolgreiche Bildhauer. MAGNUS ANTON STAPF (1701 – 1772) machte auch sonst Karriere. Er war zunächst
freybergischer Amtmann in Weizern und erhielt später die gleiche Stelle als Vertreter des Bischofs von Augsburg in Pfronten. Nach seinem Umzug ins Amtshaus Pfronten übernahm das elterliche Anwesen
der Bruder JOSEPH STAPF (1711 – 1785). Er war wohl der produktivste der Stapf-Künstler und hat vielfach im benachbarten Tirol gearbeitet. Von ihm stammt unter anderem die Kanzel in der Heitlerner
Kirche und ein Altarmodell, das im Heimathaus Pfronten ausgestellt ist.
Wo so viel Licht ist, gibt's auch Schatten! 1831 wurde der Steinacher Simon Stapf erwischt, wie er unberechtigter Weise Holz aus dem Wald an sich genommen hat. Für den Holzfrevel musste er je Stamm
45 Kreuzer Strafe berappen. Das schwärzeste Schaf aus der Familie aber war wohl Matthias Stapf. Er nutzte sein künstlerisches Talent zur Falschmünzerei. Am 9. Januar 1626 wurde er deswegen in Füssen
verurteilt und mit dem Schwert hingerichtet. Dieses Jahr fing für ihn nicht gut an!
Bertold Pölcher (Pfronten Mosaik, Heft 23, 2003)
Stapferweg
Dass der Straßenname „Stapferweg“ auf den Familiennamen Stapf zurückgeht, ist in Pfronten allgemein bekannt, obwohl hier die Stapf schon seit etwa 1900 im Mannesstamm erloschen
sind.