Bitzweg
In der sogenannten Berger Kurve, gleich nach der Einmündung der alten Landstraße über den Ortsteil Berg, zweigt rechter Hand der Bitzweg ab. Schmal und in einer engen Kurve erschließt er heute
drei Häuser am Rande des Berger Mooses.
Der Bitzweg ist die ehemalige Viehtriebgasse, durch die der Dorfhirte alle Berger Rinder hinab ins Moos auf die Weide führte. In seiner Verlängerung, immer hart am Westrand des Sumpfgebietes
verlaufend, erreichte früher ein Fußweg bei der Achbrücke den Ortsteil Kreuzegg. Am Sonntag benutzten ihn die Kreuzegger zu ihrem Kirchgang und man kann sich leicht vorstellen, dass das Wegele so
manchen Ratsch und Tratsch hat anhören müssen, der so gar nicht dem frommen Tun entsprach.
"Bitz" klingt recht altertümlich und geht auch auf ein sehr altes Wort zurück. Im Althochdeutschen wurde ein Brunnen oder eine kleine Wasseransammlung, ein Tümpel oder ein Teich mit "puzzi"
bezeichnet. Daraus hat sich im Laufe der Zeit der Begriff Bitz entwickelt. Im Steuerbuch von 1777 wird er erstmals mit "auf der Bütz" erwähnt. Auch unsere "Pfütze" dürfte mit dem Wort in Verbindung
stehen.
Die Wasseransammlung, die ursprünglich mit Bitz bezeichnet wurde, ist möglicherweise der heutige Pfaffengumpen westlich vom Haus Liebmann (Bitzweg 2). Der Teich, ein letzter Rest des
nacheiszeitlichen "Pfrontener Sees", gefriert angeblich nie zu. Gespeist wird er auch durch ein Feuchtgebiet, das sich vom Pfaffengumpen bis in den Hang unterhalb der Berger Kurve hinzieht. Hier gab
es früher mehrere kleine Tümpel mit Trinkwasserqualität, die nach und nach verlandet oder zugeschüttet wurden. Sie waren noch vor etwa 200 Jahren durch einen Bach verbunden. So jedenfalls steht es im
Grundsteuerkataster von 1835/36: Die Bitz entspringt in der Gemeinde Viehweide Pl.-Nr. 2619 unfern des Kreuzegger Kirchweges, zieht sich durch diese Viehweide durch und ergießt sich bei der Pl.-Nr.
3224 in die Faule Ach.
Nach diesem Rinnsal benannt wurden auch die nördlich daran anstoßenden Bitzäcker mit den Flurnummern 2528 - 2531 und der Bitzbichel (oder Pfaffenbichel), auf dem nun das Haus Liebmann steht. Durch
Kiesentnahme ist der Hügel nun ein gutes Stück niedriger geworden. Von dem früheren Kreuzegger Kirchweg ist auch noch ein kleines Stück übrig geblieben: Westlich am Haus Bitzweg 1 zieht ein Fußweg
den Hang hinauf, der Bitzsteig.
Wie man sieht, lässt sich aus den alten Flurnamen eine Menge herauslesen. Ihrer Erfassung und der Erklärung ihrer Bedeutung hat sich in jüngster Zeit Dr. Thaddäus Steiner angenommen. Ihm verdanke ich
wesentliche Teile des Artikels.
Bertold Pölcher (Pfronten Mosaik, Heft 17, 2002)