Am Schloßanger
Der Begriff Anger (mittelhochdeutsch anger, althochdeutsch angar, urgermanisch *angra-) bezeichnet ein meist grasbewachsenes Stück Land oder einen Dorfplatz, der sich im Gemeinbesitz befand und der von allen Bewohnern eines Dorfes genutzt werden konnte.
Die Entstehung des Flurnamens Schloßanger wird im Pfrontner Flurnamenbuch wie folgt beschrieben: „Die Grundstücke [des Schloßangers] erscheinen im Grundbuch 1836 unter der Bezeichnung "Falkensteinanger", werden aber schon in der Flurkarte 1836 als "Schloss-Anger" beschrieben. In der Mundart begnügt man sich meist mit der Benennung: "Im Anger doba". Dabei handelt es sich um die Flächen des ehemaligen Bauhofes der Burg Falkenstein [früher auch Manzeschloß genannt]. Der amtliche Name ist heute „Schloßanger Alpe“.
Geschichte und Nutzung
Über die Jahrhunderte gehörte die Schloßanger Alpe zur Allmende des Ortsteils Pfronten-Meilingen, wurde also gemeinschaftlich von den dortigen Bauern bewirtschaftet. Schriftliche Aufzeichnungen gibt es für diese Zeit nicht, auch keine Nennungen als Alp, dieser Begriff hat sich einfach eingebürgert.
Auch nach der Aufteilung der Weiden in Pfronten in den Jahren 1847/48 blieb der Schlossanger noch viele Jahre im Allmende-Besitz der Meilinger Ortsrechtler.
Die Nutzung der Alpe durch die Bauern umfasste zwei Tagwerk, die als Weide genutzt wurden, während weitere zwei Tagwerk als Streuwiese Verwendung fanden. Es kam auch Torf von guter Qualität vor, der aber erst Verwendung als Heizmaterial fand, als eine Alphütte errichtet wurde. Noch heute kann man erkennen, dass es auch einen kleinen Tümpel gab.
Die Alpe wurde erst 1913 von den Vorfahren der jetzigen Besitzerfamilie erworben und bewirtschaftet. Bei der Bewirtschaftung ging es aber nicht mehr nur um die übliche Viehhaltung. Ab ca. 1930 wurde bei der wirtschaftlichen Nutzung auch schon der einsetzende Fremdenverkehr in Pfronten berücksichtigt. Die damals noch einfache Alphütte war bereits ein begehrtes Ausflugsziel. In seiner Dissertation schreibt Dr. Frey dazu: „Die Alm ist Sommer wie Winter bewirtschaftet. Finden im Sommer die Molkereiprodukte an Fremde guten Absatz, ist es im Winter das Skigelände, das hier den Fremdenverkehr fördert. Im Herbst werden nämlich die Weidepfosten, ohne den Draht aufzurollen, aus dem Boden gezogen und umgelegt, so dass die Alm nun als Skigelände dient.“
Die Familie Schlachter baute dann nach dem II. Weltkrieg die einfache Alphütte in eine beliebte Ausflugsgaststätte um. Stetig kamen und kommen neue Gebäude hinzu. Heute betreibt die Familie Schlachter-Ebert eine Gastronomie der gehobenen Klasse. Das heutige „Berghotel Schloßanger Alp“ ist der einzige Anlieger mit der Adresse „Am Schloßanger 1“.
Schlossanger - als einfache Alphütte vor erstem Ausbau
Schlossanger um 1936 - noch als Alpe beirtschaftet
Schlossanger nach 1945 - schon erster Ausbau zum Ausflugslokal
Werbeanzeige für eine Veranstaltung auf dem Schlossanger
(Quellen: Pfrontner Flurnamen von Bertold Pölcher und Thaddäus Steiner, Robert Frey, Dissertation 1933, Nachlass Bertold Pölcher, Wikipedia)